Ernährungstherapie für Patienten mit
chronischer Niereninsuffizienz (Dialyse)
Bei Patienten mit einer chronischen dialysepflichtigen Niereninsuffizienz weisen ca. 20-30% Zeichen einer Mangelernährung auf. 5-10% leiden sogar unter einer hochgradigen Mangelernährung. Die Ursachen hierfür sind vielfältig: Ernährungseinschränkungen durch Diätvorschriften, Anorexie, Nährstoffverluste während der Dialyse aber auch spezifische metabolische Veränderungen, wie z.B. metabolische Azidose, Anämie oder Hyperkatabolismus mit gleichzeitiger Insulinresistenz können zu einer inadäquaten Protein- und Energiezufuhr führen.
Ziel einer Ernährungstherapie ist die bedarfsgerechte Versorgung mit Nährstoffen trotz eingeschränkter Nierenfunktion. Eine Ernährungstherapie während der Dialyse kann zusätzliche therapeutische Vorteile bieten, ohne den Patienten zeitlich weiter einzuschränken.
Bedarfserfassung
Für die Durchführung einer intradialytischen Ernährung hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin eigene Empfehlungen erarbeitet. Sofern keine signifikante Verbesserung des Ernährungszustandes durch eine orale oder enterale Ernährung erreicht werden kann, sollte mit Hilfe einer supplementierenden parenteralen Ernährung die Energiezufuhr unterstützt werden. In diesem Fall spricht man von einer intradialytischen parenteralen Ernährung (IDPE).
Screening Tools, wie z.B. ein dialysespezifisches „Subjective Global Assessment - SGA“ (subjektive globale Bewertung) sind verfügbar und helfen, die Schwere einer Mangelernährung zu erfassen, die weiteren Aktivitäten zu strukturieren und Therapieempfehlungen abzuleiten.
Zugang
Für eine intradialytische parenterale Ernährung ist kein separater Zugang für die Ernährungslösung notwendig. Die Applikation der parenteralen Ernährung während einer Dialyse erfolgt über den venösen Schenkel der Dialysemaschine.
Zubereitung
In Abhängigkeit des Ernährungszustandes des Patienten trifft der behandelnde Nephrologe die Wahl für die einzusetzenden Produkte. Im Fall einer IDPE werden häufig individuell auf den Bedarf des einzelnen Patienten abgestimmte Lösungen rezeptiert, die alle benötigten Nährstoffe enthalten. Die Lösungen werden von entsprechenden Dienstleistern oder Apotheken gefertigt (Compounding) und an die entsprechende Dialysestation zur Behandlung des Patienten geliefert. Die Ernährungstherapie für Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz ist im Optimalfall nicht auf die parenterale Ernährung während der Dialyse beschränkt. Vielmehr sollten die Patienten eine ernährungstherapeutische Beratung hinsichtlich einer allgemeinen, ausgewogenen und hochwertigen Ernährung erhalten. Auch der Gebrauch von Trinknahrung kann als Unterstützung indiziert sein. Ziel dabei ist es, den Patienten für den bewussten Umgang mit seiner Ernährung zu sensibilisieren und motivieren.