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Stoma – Was genau bedeutet das?

Im Gespräch mit Ärzten fallen oft Fachbegriffe, die sich den Betroffenen nicht sofort erschließen. Deshalb möchten wir hier zunächst einige Begriffe klären.

Wenn Mediziner von einem Stoma sprechen, meinen Sie eine operativ geschaffene Öffnung, u. a. zur Stuhl- oder Urinableitung. Im Alltag bezeichnet man dies häufig als künstlichen Darmausgang (Enterostoma) oder als künstliche Harnableitung (Urostoma).

Beim Enterostoma wird der Darm durch die Bauchdecke ausgeleitet. Beim Urostoma leitet man den Urin über eine Öffnung der Haut ab.

Wie kann mir ein Stoma helfen?

Die Stomaanlage ist eine medizinische Maßnahme, die Sie natürlich anfänglich beeinträchtigt. Betrachten Sie Ihr Stoma daher auch von dieser Seite: Der Eingriff sichert Ihr Leben und kann Ihre Lebensqualität verbessern.

Gründe für ein Stoma

Ein Stoma wird nur angelegt, wenn es keine medizinische Alternative gibt. Die Ursachen sind vielfältig. Häufige Indikationen sind Tumor-Erkrankungen – vor allem des Darmes – sowie entzündliche Darmerkrankungen, Organfehlbildungen oder akute Verletzungen des Darms.

Stomaträger – ein Leben lang?

Man unterscheidet permanente (lebenslange) und temporäre / protektive Stomata. Bei den temporären Stomata ist die Tragedauer der Stomaanlage individuell abhängig von der Indikation und gegebenenfalls von dem Heilungsprozess.
Bei Betroffenen, die sich einer Darmoperation unterziehen mussten, kann das Stoma zurückverlegt werden, wenn der Darm sich erholt hat und nicht mehr entlastet werden muss.

Betroffenen mit einer entzündlichen Darmerkrankung (Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa) verhilft das Stoma oftmals zu einer spürbar höheren Lebensqualität. Der anhaltende Drang auf Toilette zu gehen verschwindet. Sie können wieder aktiv am Leben teilnehmen.

Die Stomaarten

Das Wort Stoma kommt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie Mund oder Öffnung. Je nach betroffenem Organ werden die Stomata unterschiedlich benannt. Wir unterscheiden bei den chirurgisch geschaffenen Darmableitungen (Enterostomata) das Ileostoma und das Kolostoma. Bei einer chirurgisch geschaffenen Harnableitung sprechen wir von einem Urostoma.

Die operativen Eingriffe werden entsprechend als Kolostomie-, Ileostomie- und Urostomie-Anlage bezeichnet.

Kolostoma – Das Dickdarmstoma

Beim Kolostoma wird der Ausgang am Dickdarm (lat. Colon) angelegt. Je nach Position des Stomas sind die Ausscheidungen fest bis breiig. In der Regel befindet sich das Stoma im linken unteren Teil des Bauches.

Man unterscheidet endständige oder doppelläufige Anlagen.
Für die doppelläufige Kolostomie wird in der Regel der querverlaufende Teil des Dickdarms nach außen geführt. Der Darm wird nur zur Hälfte durchtrennt und dann zur Hautoberfläche gelegt.

Bei der endständigen Kolostomie wird der Darm komplett durchtrennt, wobei der stuhlgangfördernde Schenkel an die Hautoberfläche geführt wird.

Ileostoma – Das Dünndarmstoma

Der Begriff Ileostomie beschreibt die – dauerhafte oder vorrübergehende – Stuhlableitung aus dem Dünndarm. Es wird meist im rechten Unterbauch angelegt. Die Ausscheidungen sind flüssig bis breiig.

Endständige Ileostomata dienen der kontinuierlichen Ableitung des Darminhalts.
Die doppelläufige Ileostomie dient meist der vorübergehenden Entlastung. Wenn die Indikation nicht mehr besteht oder die Darmnaht abgeheilt ist, wird das Stoma häufig wieder zurückverlegt.

Die Entscheidung über eine endständige oder doppelläufige Anlage fällt der Operateur in der Regel erst während der Operation.

Ileostomien werden bei einer kompletten oder auch teilweisen Entfernung (Resektion) des Dickdarms durchgeführt.

Urostoma – Das Stoma zur Harnableitung

Unter einem Urostoma versteht man eine operativ herbeigeführte künstliche Harnableitung. Oftmals wird hier ein Stück Dünn- oder Dickdarm isoliert und zur Bildung des Stomas eingesetzt. Urostomien werden heute meist im rechten Unterbauch angelegt.

Urostomien werden durchgeführt, wenn Harnblase und/oder Harnwege geschädigt sind und deshalb ausgeschaltet oder entfernt werden müssen. Man unterscheidet hierbei verschiedene Operationsmethoden.

Die Operationsmethode „Ileum-Conduit“

„Conduit“ kommt vom französischen „Conduire“, was so viel bedeutet wie „zusammen führen“. Bei dieser Operationsmethode werden beide Harnleiter in ein ausgeschaltetes Dünndarmsegment implantiert. Das Ende wird als Verbindung zwischen Harnleiter und Bauchhaut 1-1,5 cm über dem Hautniveau eingenäht. In seltenen Fällen wird ein sogenanntes Kolon-Conduit angelegt. Anstelle eines Dünndarmsegments wird hierzu ein Teil des Dickdarms (Kolon) verwendet.

Die Operationsmethode „Harnleiter-Hautableitung“

Für eine kontinuierliche Ableitung des Urins werden ein oder beide Harnleiter direkt an die Hautoberfläche geführt. Diese Operationstechnik wird nur selten angewandt, zum Beispiel dann, wenn kein Ileum-Conduit gebildet werden kann.

Anatomie

Solange unser Körper „funktioniert“, widmen wir unseren Organen meist wenig Aufmerksamkeit. Besonders vor einem so tiefgreifenden Eingriff wie einer Stomaanlage lohnt es sich aber, sich mit der Anatomie auseinanderzusetzen: Wenn Sie wissen, wie die Stoffwechselvorgänge in Ihrem Körper ablaufen, können Sie die Operation und ihre Auswirkungen leichter verstehen.

Der Verdauungstrakt

1 Magen, 2 Dünndarm, 3 Blinddarm mit Wurmfortsatz, 4 aufsteigender Dickdarm, 5 querverlaufender Dickdarm, 6 absteigender Dickdarm, 7 S-förmiger Dickdarm, 8 Mastdarm, 9 After

Der Verdauungsapparat hat die Aufgabe, Nahrungsmittel aufzunehmen, zu verarbeiten und schließlich die unverdaulichen Stoffe auszuscheiden. Für den Weg durch das Verdauungssystem benötigt die Nahrung ungefähr 48 Stunden.

Im Mund wird die Nahrung mit den Zähnen zerkleinert und mit Speichel durchmischt. Anschließend wird der Nahrungsbrei durch die Speiseröhre in den Magen transportiert.

Der Weg durch den Darm

Im Magen wird der Nahrungsbrei gespeichert und mit Magensäften durchmischt. Dabei werden die Nahrungsbestandteile für die Aufnahme im Darm vorbereitet. Über den Magenausgang wird der Nahrungsbrei portionsweise in den Dünndarm abgegeben.

Im ersten Teil des Dünndarms (Zwölffingerdarm) werden die Säfte von Galle und Bauchspeicheldrüse untergemischt, um die Nahrungsbestandteile für die Aufnahme in den weiteren Dünndarmabschnitten vorzubereiten.

In den beiden folgenden Dünndarmabschnitten (Leerdarm und Krummdarm) wird die Nahrung weiter aufgespalten. Die kleinsten Bestandteile der Nährstoffe werden über die Schleimhaut dieser Darmabschnitte aufgenommen und ins Blut abgegeben. Unverdauliche Bestandteile werden vom Dünndarm in den Dickdarm weitertransportiert.

Im Dickdarm wird der noch dünnflüssige Nahrungsrest eingedickt. Durch Wasserentzug und das Einwirken von Darmbakterien erhält der Stuhl seine endgültige Konsistenz. Eine weitere, wichtige Funktion des Dickdarms ist auch die Rückgewinnung von Elektrolyten (Kalium, Natrium).

Der Mastdarm dient als Speicher für den Stuhl, bevor es zur Entleerung kommt. Ist er gefüllt, wird Stuhldrang wahrgenommen. Es kann nun eine willentliche Stuhlentleerung eingeleitet werden.

Der Harntrakt

1 Niere, 2 Nierenbecken, 3 Harnleiter, 4 Blase, 5 Beckenboden, 6 Schließmuskelapparat, 7 Harnröhre

Die Nieren haben vielfältige Aufgaben: die Ausscheidung von Stoffwechselendprodukten und körperfremden Stoffen, die Aufrechterhaltung des Säure-Basen-Gleichgewichts und die Regulation des Salz-Wasser-Haushalts.

Bei der Filterung des Blutes in den Nieren entsteht Urin. Er gelangt durch die Harnleiter in die Harnblase. Dieser Hohlmuskel speichert den Urin bis zur Entleerung. Zwei Schließmuskel (5) verschließen den Abgang der Harnröhre. Bei entsprechendem Harndrang öffnen sie sich und der Urin wird über die Harnröhre ausgeschieden.